Etwa jedes fünfte Kind braucht eine Brille. Doch oft bemerken die Eltern den Sehfehler ihres Kindes nicht. Denn die Kleinen halten ihr individuelles Sehen für normal – sie wissen es ja noch nicht besser – und klagen nicht darüber. Ob und in welchem Ausmaß ein Kind fehlsichtig ist, sollten Eltern deshalb frühzeitig von einem Augenarzt überprüfen lassen.
Richtiges Sehen will gelernt sein
Ein Kind lernt sehen, wie es laufen lernt: durch permanentes üben. Allerdings ist der Zeitraum für diesen Lernprozess begrenzt. Damit sich das Sehvermögen gesund entwickeln kann, müssen Sehfehler unbedingt so früh wie möglich ausgeglichen werden. Ist zum Beispiel die Brechkraft, also die Sehstärke beider Augen sehr unterschiedlich oder schielt das Kind, hilft sich das Gehirn mit einem Trick: Es blendet den Seheindruck des schwächeren Auges aus, das Kind „lernt“ also, mit nur einem Auge zu sehen. Langfristig gesehen droht so eine einseitige Sehschwäche, die nicht mehr rückgängig zu machen ist.
Es wird deshalb geraten, alle Kinder spätestens im Alter von zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren augenärztlich untersuchen zu lassen. Wenn ein oder gar beide Elternteile fehlsichtig sind, sollten die Babys schon mit sechs bis neun Monaten zum Augen-Check.
Wie entsteht Fehlsichtigkeit?
Kein Auge ist wie das andere. Weicht ein Auge von der Idealform ab, kann der Augapfel zu kurz sein. Das Kind ist dann weitsichtig, sieht also in der Nähe schlecht. Ist der Augapfel dagegen zu lang geraten, ist das Kind kurzsichtig, hat also eher Mühe, in der Ferne scharf zu sehen. Wenn die Wölbung der Hornhaut etwas stärker gekrümmt ist als normal, spricht der Arzt von einer Hornhautverkrümmung. Solche Fehlsichtigkeiten lassen sich in der Regel gut mit einer Brille korrigieren.
Woran erkennen Eltern, dass ihr Kind schlecht sieht?
Unsicherheiten beim Laufen über unebene Böden oder unfreiwilliges Anstoßen an Türrahmen können erste Hinweise auf einen Sehfehler sein, den der Arzt abklären sollte. Spätestens, wenn ein Kind mit unkorrigiertem Sehfehler in die Schule kommt, können massive Probleme auftauchen. So muss es sich beispielsweise beim Lesen viel stärker konzentrieren, liest „mit der Nase“, hält den Kopf schief, blinzelt angestrengt oder greift auch mal an Gegenständen vorbei. Ein schlecht sehendes Kind kann Buchstaben und Zahlen nicht richtig erkennen, gibt sie falsch wieder oder verwechselt sie.
Der Besuch beim Augenarzt
Um den Grad der Fehlsichtigkeit feststellen zu können, muss der Arzt die Anspannung der inneren Augenmuskulatur vorübergehend lösen. Dazu träufelt er dem Kind spezielle Tropfen ins Auge. So verliert das Auge für eine Weile die Fähigkeit, sich auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen. Das ist für das Kind zwar etwas lästig, tut aber nicht weh. Die Wirkung der Tropfen lässt nach einigen Stunden nach und das Kind kann wieder wie gewohnt sehen.
Die richtige Brille
Wenn der Arzt eine Brille verschreibt, müssen Eltern manchmal erst einmal Überzeugungsarbeit leisten, um das Kind für die neue Sehhilfe zu gewinnen. Eine Kinderbrille soll schön, stabil und robust sein sowie gut sitzen. Ideal sind leichte Gestelle, die keine Druckstellen verursachen. Weiche elastische Ohrbügel geben der Brille genügend Halt. Auch sollte sich das Kind die Brille selbst aussuchen dürfen. Und: Geht die Brille einmal zu Bruch, ist es ratsam, das Kind nicht zu schimpfen, sondern die Tatsache eher zu bedauern. Dann begreift das Kind den Wert seiner Brille und kann sich auf neue Augengläser freuen. Für Kinder gibt es Brillen aus besonders robusten und unempfindlichen Materialien. Hierzu sollte man sich beraten lassen.
Für die Untersuchung beim Augenarzt ist es nie zu früh. Schon Säuglinge können problemlos eine Brille tragen.
Lassen Sie den Sehfehler bzw. die Brille Ihres Kindes regelmäßig vom Augenarzt überprüfen.
Vermitteln Sie Ihrem Kind eine positive Einstellung zur Brille, damit es sie gerne trägt.